Frühere Studien haben gezeigt, dass Musik säugende Sauen ablenken bzw. beruhigen kann. Auch weiß man, dass Sauen mit weniger Angst gegenüber Menschen eine verringerte Abferkeldauer aufweisen. Um die Angst zu nehmen, sollten man sich vor dem Abferkeln intensiv mit den Muttertieren beschäftigen.
Wie sich das Handling vor der Geburt und Musikbereitstellung konkret auf die Ferkelverluste auswirken können, war Gegenstand einer Studie an der tierärztlichen Hochschule in Gent. Auf einem größeren Praxisbetrieb in Westflandern wurden insgesamt 1014 Sauen eine Woche vor der Abferkelung in Buchten mit Ferkelschutzkörben eingestallt und in zwei Gruppen aufgeteilt.
Ab dem Zeitpunkt des Einstallens bis zur Geburt kratzte ein Mitarbeiter jeder Versuchssau 15 Sekunden lang täglich sanft den Rücken entlang der Wirbelsäule. In den Abteilen der Versuchssauen wurde zudem zwischen 6 und 18 Uhr bis zum Ende der Laktationsperiode Radiomusik abgespielt. Die Würfe wurden innerhalb von 24 Stunden nach der Geburt ausgeglichen.
Die wichtigsten Ergebnisse:
- Die Anzahl der lebenden Ferkel je Wurf war in den Kontrollgruppen im Vergleich zu den Versuchsgruppen signifikant höher (13,85 vs. 13,26 Ferkel/Wurf, siehe Übersicht).
- Die Anzahl totgeborener Ferkel je Wurf betrug in den Kontroll- und Versuchsgruppen 0,62 bzw. 0,75.
- In Bezug auf die Ferkelsterblichkeit zeigte die Auswertung einen signifikanten Gesamteffekt der Behandlung. In den Kontrollgruppen betrug sie 13,4%, in den Versuchsgruppen 10,0%
- Die Wirkung des Handlings bzw. der Musik auf die Überlebensrate der Ferkel variierte jedoch je nach Wurfgröße mit einem abnehmenden Effekt bei Sauen mit überdurchschnittlich vielen Ferkeln.
Fazit
Das Überleben der Ferkel vor dem Absetzen wurde in der aktuellen Studie durch den kombinierten Effekt des täglichen Rückenkratzens von Sauen vor dem Abferkeln und der Bereitstellung von Musik für Sauen und Ferkel während der Stillzeit verbessert. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um die Auswirkungen beider Wohlfühlangebote getrennt zu bewerten.
Kontakt: Arthi.Amalraj@Ugent.be
Quelle: https://doi.org/10.1017/S1751731120000427